Einsatzübung: Verkehrsunfall

Einsatzübung: Verkehrsunfall

Leute, die bei einem Unfall zuschauen, statt zu helfen, Schaulustige, die fotografieren und sich nicht um Verletzte kümmern, Neugierige, die den Einsatzkräften im Weg stehen und sie behindern: Dinge, mit denen auch die Feuerwehren in letzter Zeit verstärkt zu kämpfen haben. Angesichts dieser Tatsache hatten sich die Gestalter der monatlichen Einsatzübung der FF Gainfarn am 30. Mai 2018 ein besonderes Szenario ausgedacht.

Beim Ausrücken erhielt der Einsatzleiter von der Übungsleitung die Meldung „Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person“. Daraufhin gab der Einsatzleitung den Befehl „Standardisierter Einsatz Verkehrsunfall, eingeklemmte Person“*. Noch während der Anfahrt wurden die entsprechenden Aufgaben unter der Mannschaft verteilt.

Beim Eintreffen am Einsatzort musste der Einsatzleiter feststellen, dass die Unfallstelle von zahlreichen Schaulustigen geradezu belagert wurde, die mit ihren Handys Fotos und Videos vom Unfall machten. So versuchte er die Menschen wegzuweisen, um überhaupt zum Ort des Geschehens zu kommen. Folgendes Szenario bot sich: Ein Kranfahrer hatte beim Abladen seines LKW die Ladegabel über der Straße hängen lassen, sodass sie die Frontscheibe eines vorbeifahrenden Kleinlasters durchstieß, wobei der Fahrer von einem Eisenstück durchbohrt wurde. Der Beifahrer blieb zwar unverletzt, konnte aber nicht aus dem Fahrzeug und schrie in Panik herum.

Zunächst wurde der Beifahrer aus dem Wagen geholt, indem die Seitenscheibe zerschlagen wurde, wodurch die Tür von innen geöffnet werden konnte. Danach wurde ein Ersthelfer in den Wagen befohlen, um den Verletzten zu betreuen. In der Zwischenzeit wurde die Batterie des Wagens abgeklemmt, danach das Fahrzeug mit Mannkraft von der Ladegabel geschoben. Damit konnte nun auch der verletzte Fahrer unter Zuhilfenahme einer Schaufeltrage aus dem Fahrzeug befreit und den Rettungkräften zur weiteren Versorgung übergeben werden.

Während diese Tätigkeiten von der Mannschaft des RLF durchgeführt wurden, versuchten die Kräfte des nachkommenden TLF, die Schaulustigen von der Unfallstelle fernzuhalten, und bauten mit Decken und Planen einen Sichtschutz auf.

Es zeigte sich, dass es nicht einfach ist, mit so einer Situation umzugehen, vor allem in der Anfangsphase, wenn man nicht viele Einsatzkräfte zur Verfügung hat und auch nicht die Polizei als Unterstützung hat.

Danke an die zahlreichen Statisten, die sich für die Übung zur Verfügung gestellt haben!

 

*) Der „Standardisierte Einsatz“ ist eine Vorgehensweise, die die FF Gainfarn in den letzten Jahren entwickelt hat: Die Mannschaft führt automatisch bestimmte Tätigkeiten aus, ohne dass der Gruppenkommandant weitere Befehle geben muss. Damit ist dieser für die Erkundung freigespielt, und es wird kostbare Zeit gespart.

Z. B. bedeutet der „Standardisierte Einsatz Verkehrsunfall“, dass der Sicherungstrupp die Absicherung der Einsatzstelle und danach den Brandschutz übernimmt,  der Rettungstrupp geht zur Rettung der verunfallten Personen vor und der Gerätetrupp bereitet sämtliche zur Rettung bzw. zum Einsatz notwendigen Geräte vor, während der Gruppenkommandant bzw. Einsatzleiter gemeinsam mit dem Melder, der eventuell die Rolle des Ersthelfers übernehmen kann, die Erkundung der Lage vornimmt.